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Aids-Kranke brauchen unsere Anteilnahme und Hilfe! 2012-06-05

Aids-Kranke brauchen unsere Anteilnahme und Hilfe!
Dringender Hilfsappell eines Deutschen für HIV-Infizierte
ZENTRALAGENTUR ONLINE (CNA)– Nachrichten
Pressemitteilung der Serie Freiwilligendienst in Taiwan. Taipeh, 12.Mai 2012.
Von Lóng Ruìyún 龍瑞雲
 
„Arbeit, Sport, Kunst und Freiwilligendienst“
Chris Merkelbach, Onkel Chris genannt, stammt aus Deutschland. Er hat in Deutschland eine AIDS-Hilfe-Hotline ins Leben gerufen, zeigt große Anteilnahme für die HIV-Infizierten und setzt sich tatkräftig für die Förderung der Menschenrechte der Infizierten ein. Seitdem er nach Taiwan gekommen ist, ist er für Harmony Home ständig in vollem Einsatz.
Der aus Aachen kommende 46-jährige Chris Merkelbach (Hé Rènyuǎn 何任遠) lebt schon seit über 20 Jahren in Taiwan und ist z.Z. Associate Professor an der Fakultät für Fremdsprachen und Literatur der National Taiwan University. Seit ca. 6 Jahren arbeitet er ehrenamtlich bei der Harmony Home Association in Taiwan.
Schon als 18-Jähriger, als Chris Merkelbach in einem deutschen Krankenhaus seinen Zivildienst ableistete, hat er großes Interesse und Enthusiasmus für die Pflegearbeit gezeigt und sich zum Pfleger ausbilden lassen. Später hat er, sogar auch während seines Studiums der Pädagogik, Linguistik und Sinologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, in Teilzeit als Pfleger in einem deutschen Krankenhaus gearbeitet.
Durch frühere Krebserkrankung zum Freiwilligendienst gekommen.
Chris Merkelbach ist im Jahre 1992 nach Taiwan gekommen und dort einer Lehrtätigkeit für deutsche Sprache, Kultur und Methodik nachgegangen. Leider wurde bei ihm im Jahre 2000 Krebs diagnostiziert, der im Klinikum der National Taiwan University (NTUH), Taipeh, behandelt wurde. Er war beeindruckt durch die herzliche und liebevoll-fürsorgliche Betreuung des Ärzteteams, des Pflegepersonals und besonders der dort Helfenden des Freiwilligendienstes und hat sich damals fest vorgenommen, nach der Entlassung aus dem Krankenhaus das Empfangene an andere Menschen weiter zu geben.
„Ich bin ein Taiwanese!“
Ich habe Chris Merkelbach als sehr warmherzigen, gütigen und äußerst liebenswerten Menschen kennen gelernt. Wie er immer sagt, betrachtet er sich selbst als Taiwaner und nicht als Ausländer. Obwohl er äußerlich von Kopf bis Fuß als solcher erscheine, seien seine Gedanken und sein Inneres taiwanisch geworden. Scherzhaft auf seinen Bauch zeigend meint er humorvoll, das sei der Erfolg des langjährigen guten taiwanischen Essens.
Über 30 Jahre im Dienste der Aidshilfe
Wie Chris Merkelbach erzählte, wurde während der Zeit seines Zivildienstes im Krankenhaus ein HIV-Infizierter aufgenommen, der überdies an Lungenkrebs litt. Viele aus dem Ärzteteam und dem Pflegpersonal wussten nicht so recht, wie sie mit dem Patienten bei der Pflege und Betreuung umgehen sollten, so bestanden angesichts der damals vorhandenen Kenntnisse und vorherrschenden Meinung auch erhebliche Berührungsängste. Nach kurzer Zeit der Behandlung ist der Patient unglücklicherweise verstorben. Um anderen Infizierten besser Hilfe bieten zu können, hat Chris Merkelbach zusammen mit seinen Freunden daraufhin eine AIDS-Hilfe-Hotline eingerichtet, die heute noch bei der Deutschen AIDS-Hilfe aktiv ist.
 
Vom Mithelfer zum Organisator
Nachdem Chris Merkelbach im Jahre 2006 nach einem Weiterbildungsaufenthalt in Europa wieder den Boden von Taiwan betreten hatte, stellte er fest, dass das Harmony Home in den Wen-Shan-Bezirk von Taipeh umgezogen war. Er erfuhr durch die Zeitung über die näheren Umstände, z.B. auch, dass ein an Aids erkranktes Kind vom Schulbesuch ausgeschlossen worden war (Fall Jiājiā), was ihn als Lehrer sehr bestürzte.
Chris Merkelbach, der schon vor langer Zeit in Deutschland damit angefangen hatte, sich um AIDS-Kranke zu kümmern, hofft, dass eine entsprechende Einstellung auch in Taiwan Eingang findet und Fuß fasst. Erst neulich hat er eine Broschüre zum Thema AIDS verfasst, die nach ihrer Veröffentlichung an Lehrer der taiwanesischen Grund- und Mittelschulen verteilt werden soll. Er hofft, damit in leicht und allgemein verständlicher Form Material für den richtigen Umgang mit HIV-infizierten Kindern liefern zu können und betont: „Das Recht aller Kinder auf Bildung muss geschützt werden.“
Nicht zuletzt deshalb geht Chris Merkelbach jede Woche 1 bis 2 Mal nach Harmony Home, um dort zu arbeiten, und er nutzt auch bei seinem Unterricht an der NTU die Gelegenheit, den Studierenden Kenntnisse und Wissen zur Prävention von AIDS und für den richtigen Umgang mit AIDS-Kranken zu vermitteln. Er sagte, einige Kollegen, Studierende oder deren Eltern, die sich mit solchen oder ähnlichen Problemen befassen bzw. direkt damit konfrontiert seien, würden ihn aufsuchen, um mit ihm zu diskutieren, sich auszutauschen und an seinen Erfahrungen teilzuhaben. Es gebe auch Studierende, die von sich aus nach Harmony Home gingen, um dort ehrenamtlich zu arbeiten, oder die sich um die Aufbringung von Mitteln bemühten.
So besteht jetzt große Hoffnung, dass es gelingen könnte, mehr Menschrechte für die HIV-Infizierten zu erkämpfen. Während aber nach Chris Merkelbach in Europa oder in den USA die Haltung gegenüber HIV-infizierten Ausländern von Toleranz und Nachsicht geprägt ist, so dass sie sich überall behandeln lassen können, herrschen in Taiwan noch immer ganz andere Verhältnisse, und zwar dergestalt, dass nur Einheimische eine Behandlung erfahren können, wogegen infizierte Ausländer regelmäßig des Landes verwiesen werden, mit der traurigen Konsequenz, dass HIV-Träger mit anderer Staatsangehörigkeit sich in vielen Fällen nicht trauen, einen Arzt aufzusuchen, um sich behandeln zu lassen, so dass die Krankheit einen oft tödlichen Verlauf nimmt.
Chris Merkelbach führte weiter aus, die heutige taiwanesische Gesellschaft nehme gegenüber den HIV-Infizierten eine ähnliche Haltung ein, wie sie vor 30 Jahren im Ausland gang und gäbe war. Seit dieser Zeit seien aber außerhalb Taiwans spezielle Pflegeheime zur Aufnahme und Behandlung von Aids-Kranken geschaffen worden. In Taiwan, wo die Lebenserwartung [der HIV-Infizierten] allmählich auch immer mehr zunimmt, bestehe langfristig ebenfalls ein hoher Bedarf an solchen Einrichtungen. Zugleich sollte die Haltung der taiwanesischen Gesellschaft mehr von Toleranz und Offenheit geprägt sein, und manche gesetzliche Unzulänglichkeiten sollten durch Gesetzesänderung beseitigt werden.
Chris Merkelbach wurde schon als Kind von seinen Eltern gelehrt „Was du es nicht tust, wird auch niemand anderes tun.“ Kranke zu betreuen ist für ihn deshalb ganz natürlich. Schon im Kindesalter hat er auf seinen an Autismus und einer Hörbehinderung leidenden älteren Bruder aufgepasst. Sein Vater hat ein Servicezentrum für Hörgeschädigte gegründet, und seine Mutter engagierte sich für Rechte und Interessen von Arbeitnehmern. In einem solchen Milieu aufgewachsen, ist es ihm in Fleisch und Blut übergegangen, sich für die Belange und Nöte Anderer einzusetzen.
Ein Ehrenamt zu übernehmen, betrachtet er deshalb als Selbstverständlichkeit. Bei Harmony Home leisten viele Menschen aus dem In- und Ausland ihren freiwilligen Dienst, so dass durch das Zusammentreffen und gegenseitigen Austausch der unterschiedlichen Kulturen und Verflechtung der vielgestaltigen Interessen und Geschmäcker oft viel Freude aufkommt und fröhliches Lachen erschallt. Dies hilft, die Krankheit für den Augenblick zu vergessen, und das Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammengehörens trägt viel zur Verbesserung des Befindens bzw. des Krankheitszustandes bei.
Für die Freiwilligen gibt es keinen Unterschied zwischen Reich und Arm, Hoch und Niedrig. Alle sind gleichgestellt, und es existieren keine Klassenunterschiede. Chris Merkelbach betont immer wieder, dass die Freiwilligen besonders viel zur Harmonie einer Gesellschaft beitragen können, indem sie je nach ihren individuellen Interessen und Fähigkeiten den Anderen Hilfestellung leisten und ihre Fürsorge und ein liebendes Herz in der Gemeinschaft einbringen. Alle haben völlig freie Wahl, als Freiwillige bei Harmony Home muss jeder von sich aus wissen, was nötig und zu tun ist. „Ich bin ein Professor“, sagt er, „ich kann aber auch beim Aufräumen des Bades und beim Putzen der Toilette mithelfen, dies ist auch ein Beitrag, der geleistet werden muss.“
Er erfüllt mit Freuden die ihm von seinen Eltern vermittelten vier Lebensaufgaben, die für ihn Folgendes umfassen: Arbeit, Sport, Kunst und Ehrenamt. Dazu sagt er: „Ich übe meinen Beruf gerne aus, treibe eifrig Sport, singe mit Begeisterung und spiele mit Vergnügen Cello und finde Erfüllung und Genugtuung im Ehrenamt. Ich bin zwar 46 Jahre alt, verspüre aber keinerlei Midlife-Crisis und bin an jedem Tag bei meiner Arbeit und meinen Diensten glücklich.“

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